Foto: Frederic Desmette
Eigentlich kommt er ja im Wald vor, der Gartenschäfer. Aber vereinzelt überwintert er in Mauern oder Gebäuden. In Schweizerischen Mittelland ist er leider verschwunden. Weitere wissenswerte Informationen finden sich hier.
Bild: Verena Lubini
Der Bachflohkrebs (Gammarus fossarum) ist 2021 Botschafter für vielfältige, saubere Bäche. Wo er in grosser Zahl vorkommt, ist der Bach gesund. Die Wahl des Bachflohkrebses ist auch eine Hommage an die zahllosen kleinen, unscheinbaren Tierarten, die unser Ökosystem überhaupt in Bewegung halten.
Der wissenschaftliche Name des Bachflohkrebses bedeutet «Krebs der Gräben». Tatsächlich ist der Bachflohkrebs die häufigste und am weitesten verbreitete Flohkrebsart der Schweiz. Er kommt gesamtschweizerisch bis auf etwa 1300 Meter ü.M. vor. Nur im Tessin und einzelnen Südtälern fehlt die Art. Das Tier des Jahres 2021 ist mit wenig Aufwand leicht zu beobachten.
Bild: Horst Jegen
Bei BirdLife Schweiz erfahren Sie viele spannende Hintergründe und Zusammenhänge.
Im Film führt Sie Raffael Ayé, der neue Geschäftsführer von BirdLife CH ab 2021, in den Lebensraum des Steinkauzes.
Stephane Vitzthum
Das geheimnisvolle Tier ist in der Schweiz zwar noch weit verbreitet. Doch schrumpfender Lebensraum und steigende Lichtverschmutzung setzen dem Glühwürmchen zu – wie unzähligen anderen Insekten auch. Mit der Wahl des Glühwürmchens zum Tier des Jahres 2019 wirft Pro Natura ein Schlaglicht auf den Zerfall der Wunderwelt der Insekten und zeigt auf, was dagegen unternommen werden muss.
Mit den ersten warmen Frühlingstagen werden die Larven des Glühwürmchens (Lampyris noctiluca) aus der Winterruhe erwachen. Das Glühwürmchen ist aber eigentlich gar kein Wurm, sondern ein Käfer. Es glüht auch nicht, sondern verbreitet ein kaltes Leuchten. Deshalb heisst das Tier des Jahres 2019 korrekt «Grosser Leuchtkäfer». Er ist in der Schweiz die häufigste von vier vorkommenden Leuchtkäfer-Arten.
Der Schrecken der Schnecken
Erst ganz am Ende seines Lebens verzaubert das Glühwürmchen in lauen Sommernächten die Landschaft mit seinen Lichtpunkten. Zuvor hat es rund zwei Lebensjahre als Larve verbracht. Seine Hauptbeute in dieser Zeit sind Schnecken. Die rüden Jagdmethoden der Larven passen nicht ins romantische Bild vom Glühwürmchen als feenhaftes Lichtwesen. Wie schwarzbraune Mini-Krokodile pirschen sich die Larven an ihre oft viel grösseren Beutetiere heran. Sie töten die erbeutete Schnecke mit Giftbissen und fressen sie innert eines Tages ganz auf.
Leuchtendes Finale
Im Sommer des dritten Lebensjahres verpuppen sich die Larven. Die erwachsenen Glühwürmchen schlüpfen. Sofort entzünden die Weibchen an einem günstigen Leuchtplatz das Landefeuer für liebeshungrige Männchen. Das Licht in ihren Leuchtorganen entsteht durch eine chemische Reaktion. Die Glühwürmchen-Männchen leuchten nicht. Sie überfliegen ihren Lebensraum und spähen mit grossen Augen nach dem ersehnten Liebessignal. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Die erwachsenen Tiere fressen nämlich nichts mehr. Wer sich jetzt nicht paaren kann, stirbt nach rund zwei Wochen ohne Nachkommen.
Eine von 30‘000 Arten
Unsere Tierwelt ist eine Welt der Insekten. Von rund 36‘000 in der Schweiz bekannten Tierarten gehören 30‘000 zu den Insekten. Wo es den Insekten gut geht, ist die Natur in Ordnung. Doch die Wunderwelt der Insekten zerfällt in beängstigender Geschwindigkeit. Lebensraumzerstörung, Pestizide, Lichtverschmutzung und andere Faktoren setzen ihr zu. Die Folgen für Natur und Mensch sind schwerwiegend. Auf diese Probleme, aber auch auf praktische Lösungen wirft das Glühwürmchen 2019 sein magisches Licht.
Pro Natura
Anmerkung NVH: Auch in und um Hettlingen können in lauen Sommernächten hie und da einzelne Glühwürmchen gesichtet werden, unter anderem entlang des Bahndamms oder am Fuss des Heimensteins. Es braucht allerdings etwas Glück dazu, denn häufig sind die leuchtenden Tierchen in unserer Region nicht.
Foto: Stiftung Frauwinkel
Die in der Schweiz vom Aussterben bedrohte Art lebte einst in Feuchtwiesen und nach deren Trockenlegung im Ackerland. Die Intensivierung der Landwirtschaft brachte den Kiebitz in der Schweiz fast zum Aussterben. Dank enger Zusammenarbeit zwischen Naturschützenden und Landwirten erhält der schillernde Vogel wieder eine Chance. Auch in Hettlingen war der Vogel mit dem hübschen Kopfschmuck einst zuhause.
Bereits im Februar treffen die ersten Kiebitze aus ihren Winterquartieren im Mittelmeerraum in der Schweiz ein. Ende März hört man die Balzrufe der Männchen. Der Name Kiebitz kommt von den Rufen: Kiwit it it kiwit. Kiebitze sind Koloniebrüter, das heisst mehrere Brutpaare brüten nahe beieinander. Damit können sie sich beispielsweise bei der Abwehr von Feinden gegenseitig unterstützen. Mit spektakulären Flügen versuchen die Männchen, die Weibchen zu beeindrucken.
Aus den vier Eiern schlüpfen nach etwa vier Wochen die Jungen. Früher wurden Kiebitzeier gesammelt. Reichskanzler Bismarck erhielt jedes Jahr zum Geburtstag 101 Kiebitzeier. Die plüschigen Kiebitzjungen gehen vom ersten Tag an selbstständig auf Suche nach Insekten und Spinnen, werden dabei aber von den Eltern bewacht und von Zeit zu Zeit gewärmt. Nach weiteren sieben Wochen sind die Jungen flügge.
Einst auch in Hettlingen
Früher war der Kiebitz in der Schweiz weit verbreitet. Auch in Hettlingen war der Kiebitz einst präsent: Eine Kolonie brütete im Hettlinger Baldisriet und galt als dessen Wahrzeichen. Doch als es 1948 zur Hälfte trockengelegt und in Kulturland umgewandelt wurde, verschwanden die Vögel. 1991 wurden zwar Brutversuche beobachtet, doch blieben diese erfolglos.
Fast ausgestorben
Auch in der übrigen Schweiz machte dem Kiebitz der Verlust seines Lebensraumes zu schaffen: Nachdem fast alle Feuchtwiesen, in denen Kiebitze ursprünglich brüteten, bis Mitte des letzten Jahrhunderts trockengelegt wurden, wichen sie aufs Ackerland aus. Dort wurden sie bald Opfer der intensivierten Landbewirtschaftung und des zunehmenden Pestizideinsatzes, so dass nicht nur ihre Brutplätze, sondern auch ihre Nahrung immer rarer wurden. Dies führte dazu, dass ihre Zahl von 1000 Brutpaaren in den Siebzigerjahren auf nur noch 83 Brutpaare im Jahre 2005 fiel.
Zusammenarbeit Landwirte und Naturschützende bringt die Wende
Vor circa 15 Jahren starteten daher BirdLife Schweiz und die Vogelwarte Sempach verschiedene Schutzprojekte zusammen mit Landwirten. Die Kiebitze werden nach dem Nestbau grossflächig durch Elektrozäune vor Füchsen geschützt. Nester werden markiert, bei landwirtschaftlichen Arbeiten werden sie zugedeckt und kleine Jungvögel eingefangen, damit weder Eier noch Jungvögel zerstört werden. Die Landwirte schaffen in den Wiesen ein Mosaik aus geschnittenen und stehengelassenen Grasstreifen, um den Jungen den Zugang zur Nahrung und Schutz gegen Feinde aus der Luft zu gewähren. Zudem werden Ackerflächen mit feuchten Stellen aufgewertet.
Wende und Hoffnung
Diese Schutzbemühungen leiteten eine Trendwende ein: 2018 gab es in der Schweiz wieder 206 Brutpaare, doch ist der Bestand noch zu klein, als dass er sich ohne Massnahmen erhalten könnte. Deshalb braucht es auch weiterhin eine gute Zusammenarbeit zwischen Landwirten und Naturschützenden, sonst verschwindet der Kiebitz ganz aus der Schweiz, und weitere Wiesenbrüter wie Braunkehlchen, Feldlerchen oder der Wachtelkönig könnten folgen.
Falls Sie diese faszinierenden Vögel einmal selber beobachten wollen: Die nächsten Kiebitzkolonien befinden sich im Neeracherried und in der Winkler Allmend / Winkel ZH.
Das Hermelin wurde von Pro Natura zum Tier des Jahres 2018 gekürt. Der flinke Mäusejäger mit den schwarzen Knopfaugen weiss sich zu kleiden und verfügt über zwei verschiedene Anzüge: Im Sommer ist sein Fell braun-weiss. Im Winter trägt es reines Schneeweiss mit aparter schwarzer Schwanzspitze. Mit etwas Glück und offenen Augen ist der putzige Geselle auch in Hettlingen und der Umgebung zu sehen.
Gertenschlank, rund 300 Gramm schwer und etwa so lang wie ein Schullineal: Diese Körpereigenschaften machen es dem Hermelin leicht, durch Mausgänge, Asthaufen oder Gestrüpp zu stöbern. Doch die sprichwörtliche wieselflinke Beweglichkeit hat ihren Preis. Das Hermelin braucht viel Energie, um sich warm und fit zu halten. Rund die Hälfte seines Körpergewichtes muss es täglich erbeuten. Hermeline sind in der Schweiz auf Schermäuse spezialisiert. Die pummeligen Wühlmäuse leben unterirdisch in Wiesen und werfen dort die bekannten und bei Landwirten unbeliebten Erdhaufen auf. In der Landwirtschaft ist das Hermelin daher als Mäusejäger sehr willkommen.
Der flinke Mäusefänger wird aber schnell selber zum Gejagten. Lange wurde der hübsche Kerl wegen seines rein weissen Winterfells von den Menschen gejagt und so manches Hermelin endete als Mantelkragen, Kappe oder in früheren Zeiten als prächtiger Schmuck an königlichen oder kaiserlichen Roben. In der Schweiz und in vielen anderen Ländern ist diese Wieselart heute geschützt. Zu seinen natürlichen Feinden gehören Füchse, Greifvögel, Störche oder Graureiher. Hermelin-Heimat ist deshalb nur dort, wo Hecken, Bachläufe, Ast- und Steinhaufen dem kleinen Beutegreifer Deckung bieten. Pro Natura wirbt mit der Wahl des Hermelins zum Tier des Jahres 2018 für seine Kampagne «Freie Bahn für Wildtiere!» und für ungestörte Wildtierkorridore und warnt gleichzeitig vor dem übereifrigen Aufräumen der Landschaften. Für zahlreiche Tierarten wie das Hermelin sind die kleinen «Unordnungen und Dinge» in der Landschaft zum Schutz sowie als Futter- und Brutplätze unerlässlich.
Diese Bedingungen scheint das Hermelin in Hettlingen da und dort noch zu finden. Gesichtet wurde es mehrmals am Wiesenbach entlang, insbesondere auf Höhe der Dammstrasse. Aber auch auf der nördlichen Seite des Dorfes, in der Nähe des Hofes Guggenbühl und rund um das Naturschutzgebiet Baldisriet kann man mit etwas Glück auf das putzige Tier des Jahres treffen.